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„Wie verpflichtend sollte synaptischer Erinnerungstransfer sein?“

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Memorial @ Memory Alpha

Kommentare

  1. Hi Marta, Hi Kuba!

    Eure Besprechung von „Memorial“ hat mir gefallen. Ihr sprecht relativ wenig über die Episode, aber viel über ihre Themen. Gute Star Trek-Folgen zeichnen sich meiner Meinung nach dadurch aus, dass sie zu einer Diskussion über solche Themen anregen und – auch wenn das sehr abgedroschen klingt – „Denkanstöße geben“.

    Die Erinnerungskultur ist ein schwieriges Gebiet, auf dem es nicht die eine richtige Herangehensweise gibt. Am Beispiel des Nationalsozialismus finde ich es zwar wichtig, Gedenktage, Denkmäler, Schulausflüge in ehemalige Konzentrationslager usw. zu haben. Andererseits ist es kaum möglich, dieser Aufarbeitung den gebührenden Raum zu geben. Wenn wie ihr es beschreibt an einem Denkmal jedes Jahr eine Gedenkfeier abgehalten wird, dann wird es mit der Zeit selbstverständlich. Irgendwann fasst man es so auf wie religiöse Feiertage oder die regelmäßig stattfindenden Sportveranstaltungen (Fußball-EM, -WM, Olympische Spiele etc.). Das findet einfach statt, egal ob ich mich dafür interessiere und daran teilnehme oder nicht. Vielleicht habe ich auch gerade andere Dinge im Kopf und keinen Nerv, mich mit diesem emotional aufwühlenden Thema zu beschäftigen. Es gibt immer eine Möglichkeit, sich dem zu entziehen. Darum ist die Lösung mit der Warnboje vielleicht zu einfach.

    Wenn man an EINEN Krieg, EINEN Völkermord, EINEN Terroranschlag, EINEN Kolonialgeschichte oder EIN Massaker erinnern soll, müsste man das nicht auch für ALLE Ereignisse dieser Art tun? Ist es nicht so, dass bei diesen Verbrechen und ihrer Aufarbeitung tendenziell die Täter im Vordergrund stehen und nicht die Opfer? Gibt es überhaupt eine klare Unterscheidung zwischen Tätern und Opfern? Ist das Gedenken an ein aktuelles Ereignis wichtiger als das Gedenken an einen Krieg, der vor Jahrhunderten stattfand? Der Krieg auf diesem Planeten ging vor 300 Jahren zu Ende, aber die Charaktere erleben ihn, als ob es zu ihren Lebzeiten passiert wäre.

    Ich musste bei eurer Diskussion an „Rambo“ denken, weil es dort auch die Story von John Rambo als Vietnamveteranen gibt, der in seine Heimat zurückkehrt und dort nur Ablehnung erfährt. Er befolgte in Vietnam „nur“ Befehle, aber die Feinde, die seine Kameraden und Freunde töteten, befolgten auch „nur“ Befehle. Weil die Menschen keinen anderen Weg zur Konfliktlösung kennen oder nutzen wollen und alle ihre Befehle befolgen, kommt es zum Krieg. Das erscheint mir wie ein Automatismus, so als ob die Menschen keinen freien Willen hätten. Letztendlich ist natürlich immer „der Andere“ schuld und jeder steht sich selbst am nächsten.

    Das von euch angesprochene Befolgen von Befehlen ist nicht nur im Militär oder bei einer quasi-militärischen Organisation wie der Sternenflotte alltäglich, sondern in vielen Bereichen der Gesellschaft. Man kann sich sehr leicht Situationen vorstellen, in denen Menschen Anweisungen ausführen müssen, die ihnen zuwider sind. Wenn ich beispielsweise bei einem großen Verlag arbeite, dessen Geschäftsführung sich dafür entscheidet, die Bücher eines bekannten Verschwörungsschwurblers herauszugeben, dann kann ich wenig dagegen unternehmen. Wenn ich bei einer Zeitung arbeite und diese Zeitung ein Interview mit einem Holocaustleugner veröffentlicht, in dem er sich selbst als Opfer inszeniert, dann kann ich dagegen höchstens beim meinen Vorgesetzen protestieren. Ich möchte ein zuverlässiger Mitarbeiter sein und kein Querulant, der gleich meckert, wenn ihm etwas nicht passt. Im Zweifelsfall halte ich einfach den Mund, um keine Schwierigkeiten zu bekommen.

    Wir sind als Menschen in Gesellschaften und Systeme eingebunden, die schwierig zu verändern sind. Das ist keine Entschuldigung, aber eine Tatsache.

    LL&P
    Michael

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