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„Der draufgängerische Umweltschützer“

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Shownotes

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  1. Hallo Marta, Hallo Kuba!

    Eines vorweg: Ich habe „That Hope Is You“ nicht gesehen. „Derzeit Discovery“ höre ich mir an, weil ich euren Podcast mag und weniger aus Interesse für die Serie.

    Trotzdem möchte ich meine Gedanken mit euch teilen. Schon die Prämisse des „Burn(ham?)“, der die Föderation vernichtete, bereitet mir Probleme. Nach dem Krieg gegen die Klingonen, in dem die Föderation kurz vor ihrer kompletten Zerstörung stand und der KI namens CONTROL, die alles Leben im Universum auslöschen wollte, präsentieren uns die AutorInnen in der 3. Staffel den nächsten Kataklysmus. Auch dieser muss verhindert/rückgängig gemacht/aus der Zeitlinie gelöscht/was-auch-immer-werden. In den Kinofilmen der Kelvin-Zeitlinie wurden mit der Zerstörung von Romulus (durch die Supernova) und Vulkan (durch Nero), Khan und einem korrupten Admiral und Krall mit seinen finsteren Plänen ähnliche Feuerwerke abgebrannt.

    Seit der 1. Staffel wünsche ich mir kleine Geschichten, die z.B. von der Kontaktaufnahme zu einer ungewöhnlichen, außerirdischen Zivilisation, einer neuen Technologie, sehr speziellen Charakteren o.ä. handelt. Bisher schein es so, dass die aktuellen Produzenten auf solche Storys keinen Wert legen. Stattdessen muss es immer eine ganz furchtbar schlimme Katastrophe geben, die von unseren Helden abgewendet wird. Dazu gibt’s Pathos, schmalzige Reden und Fantasy-Elemente. Das Ziel ist gesetzt: Die Vereinigte Föderation der Planeten muss auferstehen! Ich lehne mich jetzt mal gaaanz weit aus dem Fenster und behaupte, die Disco-Crew wird es schaffen! Glaubt ihr ernsthaft, sie könnten daran scheitern? Ich nicht.

    Der „Föderation neu erschaffen“-Plot erinnert mich stark an die zweite SciFi-Serie, die auf einem Konzept von Gene Roddenberry basiert, nämlich „Andromeda“. Dort möchte Captain Dylan Hunt das untergegangene Commonwealth auferstehen lassen. Für Star Trek finde ich diese Idee ziemlich fremdartig. Ich erinnere mich an keine frühere Serie, in der ein untergegangenes Volk oder eine Zivilisation zu neuer Blüte gebracht wird. Solche Zivilisationen und ihre Artefakte werden immer nur erforscht. Annorax („Year of Hell“) und Gul Dukat probierten das mit ihren Völkern, aber beide waren fiese Bösewichte. Für uns wäre das ungefähr so, als ob wir ein Reich aus dem 18./19. Jahrhundert neu erschaffen wollten, z.B. Österreich-Ungarn, weil es aus unserer Sicht der beste und tollste Staat aller Zeiten war. So super war die Föderation aber gar nicht, wie wir aus den Serien und Filmen wissen! Ich denke, wenn eine Spezies ausstirbt oder eine Zivilisation untergeht, ist das für die Individuen eine Katastrophe oder sogar die Apokalypse, aber es ist der Lauf der Dinge. Bezogen auf das ganze Universum sind solche Ereignisse nebensächlich. Wissenschaftler schätzen z.B., dass im Verlauf der gesamten Evolution auf der Erde über 99,9% aller jemals entstandenen Arten ausgestorben sind. Trauern wir heute diesen zahllosen ausgestorbenen Spezies nach? Wünschen wir uns, dass endlich wieder überdimensionale Insekten herumfliegen? Versucht jemand (außer John Hammond), die Dinosaurier zum Leben zu erwecken? Möchtet ich wie die Urmenschen in einer Eiszeit leben? Ich beantworte diese Fragen mit einem klaren „Nein“. Darum verstehe ich nicht, wieso jemand in einem längst untergegangenen Staat leben möchte. Bei „Andromeda“ kann ich das akzeptieren, weil Dylan Hunt der Einzige Charakter ist, der das Commonwealth selbst miterlebt hat und deprimiert über seinen Niedergang ist. Einem typisch menschlichem Impuls folgend möchte er das, was er kennt und mag, zurückhaben. Für mich ist das aber keine zu Star Trek passende Idee.

    Star Trek spielt in der Zukunft und ist darum in die Zukunft gerichtet und nicht in die Vergangenheit. Klar, auf der Erde gibt es auch im Jahr 2020 noch ewig gestrige Knalltüten, die ein rückwärtsgewandtes Regime (z.B. das totalitäre Einparteiensystem Nordkoreas oder den Gottesstaat im Iran) aufrechterhalten wollen, aber das sind allesamt Fanatiker und/oder Verbrecher. Eine Star Trek-Idee bestünde meiner Meinung nach darin, aus dem untergegangenen Alten etwas Neues zu formen, das den Erfordernissen der veränderten Umstände angepasst ist. Autarke Planeten oder Sternensysteme hätten bestimmt Vorteile gegenüber einem riesigen Staatenbund, der sich über tausende von Lichtjahren und zahllose Systeme erstreckt. Ich halte es für sinnvoll, die Föderation als Teil der Vergangenheit zu akzeptieren und auf ihren Ruinen neue Zivilisationen zu errichten. Das könnte spannend sein, weil plötzlich Spezies zusammenleben müssen, die vorher ihre eigenen Territorien besaßen oder sogar Kriege gegeneinander führten. Im Laufe von Jahrhunderten ändern sich die Verhältnisse wieder und so geht es immer weiter. In der Menschheitsgeschichte passiert genau das am laufenden Band!

    Jedenfalls werde ich euch weiter zuhören.

    LL&P
    Michael

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, Michael! Zustimmung zu deinen Überlegungen dazu, die untergegangene Föderation auf Biegen und Brechen wiederaufzubauen, und auch dazu, dass es schön wäre, auch mal Geschichten von kleinerem Ausmaß zu erzählen. Mein Eindruck ist, dass letzteres in den folgenden Episoden schon etwas mehr gemacht wird. Ich vermute aber, dass Discovery nie ganz diesen Fokus auf große Ereignisse und große Emotionen verlieren wird, und auch nicht die Fantasyelemente. Die Menge an Pathos macht mir in Discovery auch etwas zu schaffen, aber dass hier eine Richtung eingeschlagen wird, in der die Grenzen zwischen Sci-Fi und Fantasy mehr verschwimmen, kann ich als Entscheidung für eine neue Erzählweise akzeptieren. Ich hoffe, in den kommenden Episoden können wir noch etwas mehr herausarbeiten, was für eine Erzählweise das genau ist.

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