George Orr träumt so, dass seine Träume am nächsten Morgen wahr werden. Nur er selbst behält Erinnerungen an die Welt, wie sie früher war, während es für alle anderen Menschen so ist, als wäre schon immer alles so gewesen wie Orr es erträumt hat. Traumatisiert von dieser ungewollten Macht versucht sich Orr mit illegalen Medikamentenrationen wach zu halten und bekommt zur Strafe obligatorische Therapiesitzungen bei einem Traumspezialisten verordnet.

Mit Hilfe von dessen selbsterfundenem neuartigen Gerät kann das Gehirn eines in Hypnose versetzten Patienten so stimuliert werden, dass seine Schlafphasen und auch die ungefähren Inhalte seiner Träume kontrolliert werden können. Orr schöpft etwas Hoffnung, vielleicht zumindest jemand anderem beweisen zu können, was seine Träume anrichten. Das funktioniert zwar wirklich, allerdings wird der Psychiater leider besessen davon, seinen Patienten dazu zu benutzen, die Welt nach seinen eigenen Vorstellungen zu verändern. Da die Steuerung von Orrs Träumen aber mit Hilfe von suggestiven Begriffen und Assoziationen funktioniert und daher nicht sehr präzise ist, gerät dabei einiges außer Kontrolle.

Anfangs ändert Orr noch Details aus seinem persönlichen Umfeld, aber bald erfolgen Änderungen in größerem Maßstab, die sich auf die gesamte Menschheit und schließlich sogar auf kosmische Geschehnisse auswirken. Eine Sci-Fi/Fantasy-Idee wird hier großartig genutzt, um nicht nur eine, sondern eine Vielzahl an alternativen möglichen Welten zu erforschen. Wie dabei die Konsequenzen kleinster Änderungen weitergedacht und auf die Spitze getrieben werden, erinnert an Filme wie Butterfly Effect oder Folgen von Rick und Morty, und tatsächlich geht es auch für Orr irgendwann einfach nur noch darum, einen einigermaßen erträglichen stabilen Zustand zu finden ohne alles immer nur noch schlimmer zu machen. LeGuins Besonderheit ist dabei ihr Fokus auf soziale und politische Auswirkungen statt auf persönliche Schicksale.

Trotzdem ist auch Orrs persönliche Geschichte sehr interessant. Wieder schafft es LeGuin, ungewöhnliche Beziehungen zu beschreiben, nicht nur zwischen Orr und dem Therapeuten, sondern auch zwischen Orr und Heather Lelache. Sie ist Mitarbeiterin einer Anwaltskanzlei, die Orr ursprünglich beauftragt, ihm zu helfen gegen seinen Psychiater vorzugehen. Mit jeder Änderung der Welt ändert sich aber auch ihr Verhältnis zueinander, woraus sich eine wirklich einzigartige Beziehung ergibt.

Fazit: hypnotisch und lesenswert!

 

Bildquelle: simple pendulum von Lookang (Wikimedia commons), CC BY-SA 3.0

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