Prospect ist die Ausweitung eines erfolgreichen Sci-Fi-Kurzfilms (über den damals unter anderem PewPewPew begeistert berichtete) auf Spielfilmlänge. Dadurch ist ein angenehm bedächtiger und stiller Film entstanden, der viel Zeit für schöne Einstellungen bemooster Bäume und ihrer schleimigen Auswüchse hat. Letzere werden von der jungen Cee und ihrem Vater geerntet, um sie dann in krummen Geschäften zu Geld zu machen. Als sie anderen gierigen Sammlern begegnen, eskaliert die Situation schnell.
Die wertvollen organischen Schleimklumpen, die im Laufe des Films immer wieder aus dem Boden gegraben und zu Juwelen verarbeiten werden, tragen dabei erfolgreich dazu bei, dass man den bis auf ein paar herumschwirrende CGI-Partikel ziemlich naturbelassenen Drehort gerne als außerirdisch akzeptiert (obwohl er sehr nach dem Olympic National Park in der Nähe von Seattle, wo die Regisseure herkommen, aussieht). Dem Inneren der Raumkapsel von Cee und ihrem Vater verleiht das recht niedrige Budget ein bisschen Wohnzimmerflair, aber dafür ist die Ausstattung schön futuristisch und schrottig zugleich und überzeugt durch liebevolle Details wie Beschriftungen mit fremdartigem Alphabet.
Die Hauptdarstellerin Sophie Thatcher macht ihre Sache gut, ebenso Pedro Pascal (den man als schönen Prinzen aus Game of Thrones kennt) als Space-Pirat. Der Plot ist solide, aber es hätte auch nicht geschadet, ein wenig von der doch sehr klassischen Jean-Reno-und-Natalie-Portman- bzw. der-Space-Pirat-und-das-Mädchen-Geschichte abzuweichen. An ein paar Stellen fügen sich die Szenen eher holprig als nahtlos aneinander, was aber im Großen und Ganzen nicht sehr stört.
Prospect ist ein gutes Beispiel dafür, dass bei eher minimalistischer Story mehr Zeit und Energie darauf verwendet werden kann, eine besondere (hier: beklemmende, düstere, dreckig-lebendige) Atmosphäre entstehen zu lassen, und dass einfache Wiesen und Wälder mit ein bisschen Schleim mehr nach einem echten fremden Planeten aussehen können als ein vor Computer-Wunderwesen wimmelndes Pandora. Hoffentlich wird der Film nicht auf Filmfestivals beschränkt bleiben!
Beitragsbild: Ich auf einem fremden Planeten in der Nähe von Seattle