If director Frant is the father of the film, Wu Jing is like its guardian angel. This kind of blessing rarely happened in Chinese film industry.
IMDb Trivia

Der Fluch der Wandernden Erde ist vielleicht, dass das Drumherum faszinierender ist als der Film: hinter obligatorischen Superhero-Blockbustern der weltweit dritterfolgreichste Film des Jahres. Hä? Wie? Oh! Ah, ein chinesischer Sci-Fi-Actionfilm, na, wow. Und jetzt auf Netflix, haha.

Ich wünschte ich wäre besser, aber ich konnte leider mein Gehirn für diese Action-Orgie nicht abschalten und habe stattdessen eher aus Neugierde geschaut – mit einem eventuell überkritischen Auge. Erschwerend kommt hinzu, dass ich manchmal dazu neige, bei mittelguten und schlechten Filmen mehr auf Fehlerchen und die Konstruktion zu achten. Für letzteres gibt es reichlich Ansatzpunkte, vor Allem für einen Zitat…spürhund wie mich. Statt einem Listicle hab ich ein weiteres Moodboard zusammengeklaut und biete es an dieser Stelle anderen Zitatspürhunden als Rätsel an. Dass sich stumpfe Actionfilme bei anderen bedienen ist nicht ungewöhnlich, aber die schiere Menge und die sichtbaren Nahtstellen versprühen ein Aroma von Shanzhai – raciste qui mal y pense.

Gwo and his colleagues wrote an outline of 25,000 words, which was way above normal. They spent 6 months together, working day and night, writing then rewriting the draft. In the end the draft alone has one million words. Each character you see in the film has detail background and stories.
IMDb Trivia

Hochkomprimierte Exposition via Voice-Over informiert uns: die Sonne bläht sich auf, nicht in Milliarden Jahren, sondern quasi vorgestern; die einzige Rettung ist, die Erde zu einem Raumschiff umzubauen und sie zum nächsten Stern zu fliegen. Wir befinden uns fast ganz am Anfang dieser 2500jährigen Reise, gerade am Jupiter, sozusagen noch nicht mal auf der Autobahnauffahrt. Jupiter hat einen plötzlichen Gravitationsschluckauf und zieht die Erde einen Hauch zu fest an. Wer muss die Katastrophe verhindern? Natürlich ein frecher Bub, sein Großvater, sein Vater und ein paar Freunde (Frauen kommen nicht gut weg in diesem Film). Frecher Bub ist rebellischer Teenager und rebelliert – oder langweilt sich, das wird nicht so ganz klar (Vielleicht kulturell lost in translation? Von der „Million Wörter“ ist nicht viel zu sehen). Er flieht aus den unterirdischen post-bzw-pre-apokalyptischen Habitaten der Restmenschheit, klaut Opas LKW (dieser Film liebt LKW) und muss damit einen McGuffin-Reaktor von A nach B liefern um eins der gigantischen Triebwerke wieder zu zünden und so den Kurs der Erde zu korrigieren. Dieser Plan eskaliert – Kindheitserinnerung des Helden sei Dank – zur Entzündung von Jupiter selbst, auf dass die folgende Explosions uns wegschubse, und hoffentlich nur ein bisschen röste. Actionfilmtypisch ist dazu sehr viel manuelle Arbeit und Muskelkraft und Wille und Opferbereitschaft nötig. Pressen, sterben. Die Setpieces sind ganz hübsch, CGI-Effekte fifty-fifty, aber leider ist die Regie der Actionszenen eher konfus.

The order in which the various international crews turned around to help push in the firing pin is the same order in which the various nations arrived to help China in the 2008 Sichuan earthquake.
IMDb Trivia

Für die Science-Fiction bleibt nicht viel übrig. Die Prämisse ist natürlich haarsträubend absurd, was ein bisschen egal wäre, wenn nicht das Potential verschenkt würde, den wortwörtlich globalen Ausmaß dieser Katastrophe zu illustrieren: Ich verstehe, dass räumliche und zeitliche Maßstäbe nicht realistisch sein müssen, aber der akzidentielle Zeitraffer – die Erde beschleunigt aus dem Stand auf de facto wahnsinnige Geschwindigkeit – führt zu einem seltsamen Miniatureffekt. Selbst der Todesstern wirkte größer! Der erste, kleine Todesstern!
Dann bläst der Film den kollateralen Bodycount umgekehrt proportional auf – off-screen und scheinbar off-world: Das erste Abbremsen der Rotation der Erde (warum nochmal?) hat die Hälfte der Erdbevölkerung wegen Tsunamis und so was ausgelöscht. Wer hat diesen Plan genehmigt? Ach ja, die Vereinigte Erdregierung. So interessant es ist, ein derartiges Konstrukt aus einer mir fremden Perspektive zu sehen (Token Non-Chinese!), so irrelevant ist es für die Story. In Erinnerung bleibt dann nur eine der schwammigsten, komischsten nachsynchronisierten Performances. Ach, Towarisch Makalov, „bubububu“ auch dir!

Wer jetzt neugierig ist auf das ganze Drumherum, ja, sehenswert. Am besten Gehirn gründlich abschalten. Wer einen guten Film sehen mag – siehe Moodboard. So bad it’s good? Nicht wirklich.
Ich frage mich auch, wie sich die Umsetzung zur Vorlage von Liu Cixin verhält – sein komplexeres „Die Drei Sonnen“ (Martas Review dazu) hatte auch pulpige Action-Bombast-Momente, nur eben auch konzeptiges, raffiniertes Sci-Fi.

Lose Lieblingsszenen:

  • Was macht der Ingenieur, im Mainframe drin stehend, in der ultimativen Stresssituation? Logo, erstmal Kippchen an.
  • Die unterirdischen Städte nutzen Displaywände um Tageslicht zu simulieren. Der freche Bub macht die kaputt, leider ist dieser coole Effekt nur extrem kurz zu sehen.

The Wandering Earth Moodboard, Referenzen
Klick für das Große Wandering-Earth-Referenzen-Suchspiel!

D i e B i l d q u e l l e n i c h h ab mich verzählt.

Schreibe einen Kommentar

Angabe von Name, E-Mail und Website ist freiwillig. Du darfst natürlich gerne ein Pseudonym benutzen, um deine Privatsphäre zu schützen. Für den Fall, dass du irgendwann Auskunft zu diesen Daten haben willst, oder Kommentare löschen lassen willst, solltest du eine (reale oder fake-) E-Mail-Adresse angeben, die uns eine Zuordnung ermöglicht. Deine IP-Adresse wird nicht gespeichert.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert